[Autorin: Lia Eberli, Veröffentlicht: lulalia.de]

Wenn ich etwas Neues kaufe, wünsche ich mir, dass es von so guter Qualität ist, dass ich es nie wieder ersetzen muss. Ausserdem erwarte ich nachhaltige, regionale und faire Produktion. Alles zusammen findet man leider eher selten.

Vor einer Weile hatte ich die Möglichkeit mit den beiden Geschäftsführern der Blockmanufaktur ein Interview zu führen. In diesem Gespräch haben sie berichtet, wie sie genau mit diesen Themen umgehen:

Hallo Max, Hallo Ole. Wer seid ihr und was ist die Blockmanufaktur?

Wir sind ein kleines Start-up und beschäftigen uns mit Massivholzmöbeln. Wir fertigen Hocker und Bänke aus dem vollen Stamm.

Woher kam die Idee?

Max: In unserem eigenen Forst hatten wir aufgrund eines Windbruchs plötzlich mehr Holz als wir gebraucht haben. Und so habe ich überlegt, wie ich das Holz sinnvoll nutzen kann. Daraufhin hat Ole von mir die ersten zwei Hocker Prototypen geschenkt bekommen.

Ole: Die Entstehung des Start-ups war auch ein Glücksfall. Die Hocker haben mir sehr gut gefallen und wir wussten, dass wir irgendwann eine Firma gründen wollen. Wir haben uns dann vor knapp zwei Jahren zusammengesetzt und angefangen, das Logo zu entwerfen, die ersten Hocker mit der Motorsäge gesägt… Jetzt sind wir schon ein gutes Stück weiter!

Warum Holzhocker und Bänke?

Die Idee kam von kubischen Holzblöcken die wir schon in vielen Möbelhäusern gesehen haben. Diese waren uns aber immer etwas zu steril und unnatürlich. Ausserdem haben sie keine Griffe so dass man sie kaum von der Stelle bewegen kann. Aus diesem Grund lassen wir an jedem Hocker auch ursprüngliche natürliche Flächen und statten sie mit einem Segelseil als Tragegriff aus

Wir haben zum Beispiel auch schon einen Tisch hergestellt, der ist allerdings sehr massiv. Wir versuchen ein zeitloses modernes Design mit glatten Oberflächen zu gestalten aber schneiden auch absichtlich nicht alles „charakteristische“ vom Baum weg. So sind beispielsweise Äste und Maserung gut zu sehen und jeder Hocker ist ein individuelles Einzelstück.

Welche Holzarten verwendet ihr für eure Möbel und woher stammt das Holz?

Wir sind offen für jede Holzart. Den letzten Hocker haben wir aus einem Mammutbaum gefertigt. Das Holz davon kam vom Eigentümer, der auch einen Hocker wieder bekommen hat weil ihm dieser Baum sehr am Herzen lag.

Aus unserem Forst verarbeiten wir überwiegend Nadelholz, aber wir beziehen auch Eiche.

Da wir in sehr geringer Stückzahl fertigen sind wir sehr flexibel. Es ist sehr interessant mit unterschiedlichen Holzarten zu arbeiten, weil jedes Holz andere Eigenschaften bezüglich Härte, Maserung, Farbe und Geruch hat. Die Arbeit mit Holz macht uns wirklich Spaß…

Was macht eure Produkte besonders?

Jedes unserer Möbel ist einzigartig. Wir wissen bei jedem verarbeiteten Baum, wo genau er herkommt. Jeder Hocker bekommt ein Zertifikat mit einer Geokoordinate, sodass der Käufer mithilfe von Google Maps den genauen Standort des Baumes ermitteln kann, aus dem der Hocker gefertigt wurde. Es ist uns wichtig, dass wir Holz aus unserer Umgebung verwenden und es nicht aus Asien oder Sibirien angeliefert wird. Wir möchten in dieser Beziehung so viel Transparenz wie möglich.

Wie ich verstanden habe, betreibt ihr ausschliesslich nachhaltige Forstwirtschaft. Wie funktioniert das genau und was sind die bedeutenden Unterschiede zu einer „normalen Forstwirtschaft“?

Einerseits pflanzen wir jeden Baum nach. Andererseits verwenden wir keine grossen Erntemaschinen wie Harvester, die den Boden verdichten und das Nachwachsen junger Bäume erschweren. Ausserdem benutzen wir keine Art von Pestiziden. Bei unserem Forst handelt es sich nicht um eine Monokultur es sind also verschiedene Baumarten vertreten. Wir schauen uns die Bäume einzeln an, um zu beurteilen, ob sie zum Beispiel mehr Licht brauchen, um sich in einigen Jahren richtig zu etablieren.

Wie läuft die Produktion eines Hockers ab?

Die ersten Hocker haben wir abgesehen von den Seilen komplett selbst hergestellt. Unterdessen haben wir beim Zuschnitt Hilfe, weil es mit der Kettensäge einfach nicht effektiv genug ist. Zum Schleifen stehen wir mit einer Behindertenwerkstatt in Verbindung in der Menschen, die auf dem normalen Arbeitsmarkt benachteiligt sind, Holzarbeiten verrichten können.

Die einzelnen Schritte sehen so aus: Als erstes muss der Baum natürlich gefällt und aus dem Wald transportiert werden. Danach wird er zum Trocknen einige Monate bis zwei Jahre gelagert. Anschliessend werden die Hocker in eine quadratische Form gebracht und abgelängt. In dieser Form lagern wir den Rohling bis zur Fertigstellung.

Dieser wird dann gehobelt und geschliffen damit die Oberfläche schön und angenehm zu berühren wird. Dann werden die Löcher durch den kompletten Hocker gebohrt durch die anschliessend das Seil für den Griff gefädelt und festgemacht wird. Danach wird der Hocker geölt. Damit wird er wasserabweisend und weniger heikel in Bezug auf Verschmutzung. Später muss er nochmal leicht angeschliffen werden, da das Öl die Fasern wieder aufstellt. Schlussendlich kommen noch die Filzgleiter drunter und der Hocker wird mit unserem Logo als Brandzeichen ausgestattet.

Die komplette Fertigungszeit eines einzelnen Hockers lag früher bei etwa drei Stunden. Mittlerweile sind wir etwas schneller.

Welche Vorteile bieten Massivholzmöbel gegenüber preiswerteren Pressholzmöbeln?

Unsere Hocker sind praktisch unzerstörbar. Dadurch, dass es genau genommen EIN Stück Holz ist, gibt es  keine Verschraubung oder Verleimung die sich lösen könnte. Natürlich kann der Hocker Dellen bekommen, je nach Härte des Holzes unterschiedlich schnell und stark, aus unserer Sicht ist dies jedoch kein Makel. Das Produkt wird jahrzehntelang halten. Da der Hocker eine sehr ursprüngliche einfache Form behält, werden kaum Zusatzstoffe und vergleichsweise wenig Energie für die Herstellung benötigt. Der Hocker enthält weder Beschichtung noch Leim.

Dank der zeitlosen Eleganz des Holzes wird die Form und Farbe nicht an Gültigkeit verlieren.

Wie läuft der Kauf eines Möbels bei der Blockmanufaktur ab?

Vor kurzem haben wir unseren Onlineshop eröffnet.

Unsere Hocker gibt es auch bei einigen Möbelhändlern zu kaufen und auf der einen oder anderen Messe werden wir anzutreffen sein.

Trotzdem wollen wir offen für Sonderwünsche bleiben. Man kann uns jederzeit anrufen oder eine Mail schicken und spezielle Wünsche äußern. Wir sind sicher, dass wir zusammen eine passende Lösung finden werden.

Vielen Dank an Max und Ole von der Blockmanufaktur. Ich habe mit den beiden ein sehr interessantes Gespräch geführt und bin überzeugt, dass es in Zukunft genau solche Unternehmen braucht, um Antworten auf die Fragen nach Nachhaltigkeit, regionaler Produktion und fairer Herstellung zu finden.